Ein kritischer Erfahrungsbericht nach intensiver Nutzung im Business. Ich habe nach der Verfügbarkeit von Microsoft Copilot sofort damit begonnen, ihn intensiv zu testen. Meine lange Erfahrung mit ChatGPT und Co. hat mir natürlich eine gewisse Erwartungshaltung gebracht. Die wurde bei weitem nicht erreicht.
Das ist unerträglich schlecht, das kannst Du so nicht gebrauchen!
Wie jetzt? Ich als Microsoft Copilot Evangelist komme mit so einem Statement?
Ja, ich bin ein grosser Fan von Microsoft Copilot. Also fangen wir mit dem Postiven an:
- Microsoft Copilot bringt eine Integration von KI in alltägliche Aufgaben, die die Nutzung wirklich einfach machen. In Word zum Beispiel, oder Teams. Die Anwendung ist super einfach, gut integriert und der Mehrwert wirklich gut. Textvorschläge, Konzepte, Zusammenfassungen von Meetings, ToDo-Listen, Transkription, alles Punkte die grossartig sind und noch besser werden.
- Microsoft Copilot bringt eine sichere Integration der Firmendaten im Rechte-Kontext des Benutzers. Eine geniale Geschichte, weil der Benutzer auf alle SEINE Daten zugreifen kann, ob die im SharePoint, OneDrive oder E-Mail liegen. Das beschleunigt Suchanfragen, löst Knowledge Probleme und hilft dabei, schneller und effizienter zu sein.
- Microsoft Copilot versichert, dass die Daten a) in der EU bleiben und b) nicht zu Trainings- oder sonstigen Zwecken verwendet werden. Damit grenzt sich Copilot massiv von jedem anderen Tool ab. Gerade die «bezahlfreien» Tools, die mit Funktion werben und dafür Deine Daten sammeln, sind im Unternehmenskontext nicht zu verwenden.
Wie komme ich also zu dem Statement, das man den Microsoft Copilot so nicht gebrauchen kann?
Die Ergebnisse von Microsoft Copilot bei Anfragen sind so massiv schlechter als zum Beispiel bei ChatGPT4 oder Gemini. Warum das so ist, wo doch der Copilot auf ein eigenes OpenAI ChatGPT Modell in Azure zugreifen kann, ist mir schleierhaft. Vielleicht kann mir das jemand beantworten? Ich weiss es wirklich nicht, woran das liegt.
- Die Integration in Excel ist – gemessen an dem, was Microsoft anpreist – einfach nur grottig. Formel-Generierung funktioniert ganz selten zufrieden-stellend. Anfragen werden unzuverlässig umgesetzt, statt eines Statements, dass das nicht lösbar ist, werden Formelvorschläge gegeben, die falsche Ergebnisse produzieren. Da hätte ich mir sehr viel mehr erwartet.
- Die Integration in PowerPoint ist eine nette Spielerei, aber noch nicht wirklich im Tagesgeschäft zu gebrauchen. Man kann damit prima eine Demo machen und zeigen, wie man automatisiert eine Präsentation erstellt. Begeisterung wecken und Hoffnungen schüren. Wenn es dann aber um die Umsetzung geht, Anpassung von Folien, neue Bilder, Unterstützung bei Animationen, all die Dinge, die in PP mühsam sind, dann ist beim Copiloten schnell Ende Gelände.
- Die Copilot Chat Funktion in Teams, die eigentlich so etwas wie das ChatGPT Frontend sein sollte, ist wirklich schlecht im Vergleich zu ChatGPT. Die Ergebnisse in anderen Tools sind leider sehr viel besser. Auch hier vermute ich, dass es am verwendeten Modell liegt, dass nicht die aktuellsten Infos beinhaltet. Auf Anfrage habe ich die Info bekommen, Informationsstand 2021 und nicht April 2023 wie z.B. bei ChatGPT4. Trotzdem es eigentlich das gleiche Modell nutzen sollte.
Wie also weiter mit Microsoft Copilot?
Die Möglichkeiten, die die Integration in die Office 365 Plattform bietet, sind unglaublich. Mit der Integration hat Microsoft einen riesengrossen Schritt in die richtige Richtung getan. Gerade die Graph-Integration, der sichere Zugriff auf firmeninterne Daten, macht Copilot mittelfristig zu einer unverzichtbaren Hilfe.
Die Kinderkrankheiten werden sie hoffentlich in den Griff bekommen. Und ich glaube fest daran, dass Microsoft eine Umsetzung schafft, die wirklichen Mehrwert mitbringt. Auch wenn das vermutlich noch ein paar Monate dauern wird.
Für die meisten Unternehmen wird das kein Beinbruch sein. Denn die technischen und administrativen Voraussetzungen zur Nutzung von Microsoft Copilot im Unternehmen muss bei den meisten Firmen erst noch geschaffen werden. Berechtigungskonzept, Regulatorien, Datenschutz und Ausbildung der Mitarbeiter im Umgang mit KI sind nur einige wichtige Punkte, die umgesetzt werden müssen.
Lohnt sich jetzt Microsoft Copilot für mich als Unternehmen?
Ich wurde kürzlich gefragt, ob man als Unternehmen jetzt bereits in Copilot investieren kann oder ob man noch warten sollte.
Es kommt darauf an und man muss die Erwartungshaltung richtig setzten!
Viele „schönen“ Funktionen sind noch nicht vollständig implementiert, funktionieren noch nicht zuverlässig oder einfach nur gar nicht. Wwenn man die Erwartungshaltung richtig setzt, dann kann man durchaus damit arbeiten.
Kontent-Creation, Kreativititäts-Support, Erarbeitung von Hintergrundwissen, Konzept-Generation oder Bild-Generierung funktioniert durchaus und bringt Unternehmen durchaus einen Wettbewerbsvorteil.
Die Kosten von ca. 30 CHF pro User sind durch die höhere Produktivität schnell amortisiert. Das lohnt sich auf jeden Fall.
Wichtig sind aus meiner Sicht jedoch die folgenden Punkte:
- Macht Euch Gedanken über Eure Daten, Datenschutz, Berechtigungen und Berechtigungskonzepte
- Setzt Grenzen für die Mitarbeiter, Regulatorien helfen den Mitarbeitern, sich zu orientieren
- Training hilft den Mitarbeitern, sinnvoll damit umzugehen und tatsächlich brauchbare Ergebnisse zu erzielen.